Montag, 18. Februar 2013

Wie eine feine Haut


Wie eine feine Haut aus tausend Samenkörnern legt sie sich auf mich und stößt mich mit sanftem Blick tiefer. Der Kampf wird nicht mehr allzu lange andauern, dann erliege ich ihr ganz. Ich breite mich vor ihr aus und zerfließe zwischen ihren Schenkeln. Warm und pulsierend nehme ich diesen Trugschluss in kauf und atme scharf ein. Eine Wahrheit ergibt sich aus dem darauffolgenden Sturm und eine Kraft zieht mich in meine Mitte. Ich schwitze, etwas heißes tropft aus meinem Mundwinkel. Salz umkrustet meine Augen. Wie sehnlichst ich sie mir herbeigewünscht habe, oh wie verlangend ich sie erwartete! Und doch… nicht. Nun, da sie meine Sinne zu trügen vermag und ich rhythmisch tiefer tropfe, packe ich sie, zwinge sie auf die Knie und platziere ihre kühle, linke Hand knapp über meinem Bauchnabel. Ich schließe die Augen und Erinnerungen wirbeln wie Staub von vergessenen Büchern um meine raue Haut. Sie riechen nach versengtem Metall. Schmecken nach Lehm und nach dem Morgen. Sie beginnt zu flüstern, fügt mich stückweise wieder zusammen. Fängt mich auf, leckt meine Wunden. Ihre Stimme hebt sich, richtet sich nun direkt an mich und mit dem Morgengrauen verblassen auch die letzten Zeichen auf vergilbten, abgegriffenen Seiten. Mit jedem Sturm von ihr brennt sich das Vergessene in meine See, mit jeder Stille sammle ich mehr Erde in meiner Hosentasche. Sie reicht mir das Glas. Der Inhalt ist dunkel, träge und warm. Ich weiß, dass er mich in sich birgt. Und letztendlich streift ein Schmunzeln meine Lippen und ich lasse los.

Vielleicht werden meine Augen offen sein, wenn ich aufschlage.

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