Freitag, 14. September 2012

perpetuity

Ich bin hier und wenn du wiederkehrst werde ich es noch immer sein.

Jemand hat einmal zu mir gesagt, ich solle mutig sein.
Der Druck lässt das Glas unter meinen Fingern in tausend Teile zerbersten.
Die Splitter finden ihren Weg tief unter meine Haut und durchdringen meine Venen. Ich kenne das Gefühl. So  oft schon erfahren, wenn auch nicht durch Glas.
Ich kenne es durch dich. Es schmerzt so sehr, dass es nicht einmal bis in mein Bewusstsein gelangt.
Und niemand sprach ein Wort. Niemand, der mir die Hände verband und sich summend in meinem Schoss bettete. Ich neige meinen Kopf und vergewissere mich, dass der Nebel aufsteigt und die Spinnennetze in meinem Garten verschleiert. Wie lange ist es her, dass ich die verdorrten Grasflächen zählte. Wie lange, dass ich mich vollkommen benetzen liess. Oh, ich wage es schon so lange nicht mehr, meinen Garten zu betreten. Der ungeschützte Hals gereckt, die Augen zu Schlitzen verengt, gutmütig zerfetzt, schwächer werdend, entgleitend... Glas.

Ich möchte es dir erzählen. Jeden Tag erneut. Dich durchdringen mit meinen Augen, in dich hinein blicken, bis in die Zehenspitzen. Doch ich schaffe es nicht. Meine Lippen sind ausserstande, die Worte zu formen. Mein Mund, eine klaffende Wunde, zu tief und zu verschlingend. Meine Augen entrückt.
Es sind nur drei...
Drei Worte im Sinn.

Ich bin hier. In der Stille dieses Raumes werde ich bleiben, bis das Ticken mein Atmen übertönt. Bis sie wiederkehrt. Jemand sagte einmal, ich solle mutig sein... Ich weiss noch immer nicht, was sie damit meinte. Ich glaube, es ging ihr ebenso. Ich sammle die Scherben ein. Geräuschlos und langsamer als zuvor.
Ich werde ziehen, sobald die Musik stoppt.
Keine Zuneigung der Welt kann mich daran hindern. Es lebt in mir. Ich kann nicht anders.
Zumindest legitimiere ich es damit.
Ich habe es noch nicht probiert, es zu lassen-
dich zu lassen.
Und ich sehe es mir noch einmal an und erkenne, dass es nicht mein Hals war. Nicht meine Hand. Ein Hauch Wehmut streicht durch dein Haar, einem Seufzer gleich, deine blassen Lippen sind zu einem Wort geformt. Doch dein Mund ist zu trocken.
Nicht meine Haut durchbohrten die Splitter, doch der Schmerz war echt.
Ich würde ziehen. Ich würde schiessen.
Drei Worte im Sinne.
Der Sinn verklärt.
Auf dich konzentriert.

Ich schnitt dein Haar und deine Nägel. Ach, würden sie doch nur nicht weiter wachsen. Du bliebest schön, bliebest ewig bestehen. Ohne mein Zutun.
Wie bis zuletzt.

Ich kämmte deine Nägel und dein Haar. Ich habe nie wirklich nach dir gesucht. Ich habe dich nur gefunden.
Ich wollte dich nie wirklich entgleiten sehen. Ich liess dich nur gehen.
Aus Angst, dich doch niemals halten zu können.
Und so streiche ich durch dein Haar, durch deine Hand.
Durch deine Vollkommenheit. Durch deine Unerreichbarkeit.

Jemand hat einmal zu mir gesagt, ich solle mutig sein.
Drei Worte im Sinn.

Noch immer hier.

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